Trimarga Yoga – Gyan (Jnana) Yoga

14. Juli 2020 0 Comments

Gyan (Jnana) Yoga: Mit den Augen der Weisheit sehen


Ein Teil des Trimarga-Yoga ist der Weg  spirituellen Selbsterkenntnis.

Gyan Yoga stellt die Seele und das Bewusstsein in den Mittelpunkt und ist der philosophische Bereich des Yoga. Es geht um die großen Fragen: „Wer bin ich? Was ist der Sinn des Lebens?“

Ziel ist es den Kreislauf der Wiedergeburt zu durchbrechen und so die Seele mit dem Großen Geist, dem Universum, der universellen Seele (hier darf jeder gern selbst einen Begriff für sich finden) zu vereinen. Es geht um das Erlangen von Weisheit, nicht um die Ansammlung von Wissen. Dabei reicht Zuhören alleine zur Informationsaufnahme nicht. Das Begreifen ist wichtig, die Erfahrung und das Erleben.

Den Weg des Wissens kann man sich zyklisch vorstellen, wie eine nach oben führende Spirale. Dabei wird alles durch eine intellektuelle Unterscheidung ohne Trübung durch das Unterbewusstsein analysiert. Diese Analyse erfolgt in 4 Schritten:

Shravana – Zuhören
Da es früher noch keine Bücher gab, lernte man das Wissen direkt aus dem Mund des Meisters. Auch heute ist das aktive Zuhören wichtig, um die richtigen Informationen zu bekommen.

Manana – Nachdenken und Reflektieren
Das gehörte Wissen wird aufgenommen und verarbeitet. Es wird darüber nachgedacht, bis es angenommen und verwirklicht werden kann.
Viele Jnana-Schriften wurden als  Zwiegespräch zwischen einem zweifelnden Schüler und seinem antwortenden Meister verfasst. Diese Art der Reflexion soll auch auf das eigene Wissen angewandt werden.

Nididhyasana – Meditieren
Für eine tiefere Verankerung im eigenen Handeln und Sein wird über das Wissen meditiert.

Anubhava – Verwirklichen
Durch die Meditation finden sich Wege der Umsetzung des Wissens im Alltag und vor allem das Erkennen des eigenen Selbst. Die volle Entfaltung des Gyan Yoga ist mit der Erleuchtung erreicht.

 

Gyan Yoga wird zu Recht als der schwierigste Weg bezeichnet.
Denn für gewöhnlich wird jede Information, jeder Input sofort vom Unterbewusstsein mit einer Emotion ummantelt und kann so nicht mehr wertfrei betrachtet werden. Doch genau das ist nötig, um das Wissen in tiefe Weisheit umzuwandeln und in der Seele zu festigen. Hier ist es also notwendig, den neutralen Mind bzw. den Willen der Seele zu stärken, um dieser Umhüllung zuvorzukommen.

Den ganzen Umfang von Gyan Yoga hier kurz zusammenzufassen ist unmöglich. Dieser Pfad ist so komplex, philosophisch und individuell, dass es des Selbststudiums bedarf, wenn Du Dich tiefer damit beschäftigen möchtest.

Hilfreiche Tipps für einen ersten Schritt auf diesem Weg kann ich Dir dennoch an die Hand geben:

 – Höre und lies aufmerksam und aktiv.
 – Lass das Erfahrene wirken, denk darüber nach, nimm Dir Zeit.
 –
Meditiere, um Wissen zu festigen und Verhalten zu ändern.
 –
Setze um, was sich für Dich richtig anfühlt.

Ich wünsche Dir viel Freude bei der Erforschung des Gyan Yoga.

Herzlichste Grüße, Deine Birgit