Tratakam

21. August 2020 0 Comments

Meditatives Starren auf ein Objekt

Oh, das klingt erst einmal seltsam, oder? Zumindest empfand ich es so, als ich das erste Mal davon gehört habe. Dementsprechend skeptisch war ich, als ich mich an diese Form der Meditation gewagt habe. Und umso überraschter, als es sich gut und leicht und friedlich angefühlt hat!

Tratakam (auch Trataka) ist eine Reinigungsübung, die ursprünglich aus dem Hatha Yoga kommt. Es geht dabei darum, einen Punkt oder einen Gegenstand mit den Augen zu fixieren, ohne dabei zu Blinzeln. Dadurch werden Konzentrationsfähigkeit und Fokussierung gesteigert und innerer Frieden gefördert. Es bringt neue Energie und kann bei Depressionen und Schlafstörungen helfen.

Häufig kommt es vor, dass die Tränen fließen. Eine normale Reaktion der Augen darauf, dass nicht geblinzelt wird. Dieser provozierte Tränenfluss hat eine hohe Reinigungskraft, physisch und psychisch. So darf alles gehen, an dem man nicht mehr festhalten möchte.

Im Kundalini Yoga nach Yogi Bhajan verwendet man für Tratakam häufig eine Portrait-Fotografie auf orangem Hintergrund von ihm und sieht ihm dabei in die Augen. Ich bevorzuge (wie im Hatha Yoga) eine Kerze als Objekt des Starrens. Du kannst auch einen fixen Punkt wählen.

Hier eine kleine Anleitung für Dich:

Such Dir einen schönen, ruhigen Platz für Deine Meditation, an dem Du ungestört bist. Setze Dich, wenn möglich, in einfacher Haltung auf den Boden. Platziere Deine Kerze in Augenhöhe vor Dir. Richte Dich auf, so dass Du mit geradem Rücken sitzt. Nimm die Hände gern in Gyan Mudra.

Atme dreimal tief durch und richte dann Deinen Blick auf die dunkle Fläche zwischen Docht und Flamme. Fixiere diesen Punkt und versuch nicht zu blinzeln. Lasse Deinen Atem ganz ruhig fließen. Nimm die Neutralität dieses Punktes wahr und beobachte, was sie mit Dir macht. Fahre fort für 3 bis 11 Minuten.

Zum Abschluss schließe Deine Augen und nimm das Bild der Kerze, der Flamme und der neutralen Fläche wahr. Betrachte dieses Bild, bis es verschwindet. Atme tief ein und aus und öffne langsam Deine Augen wieder.

Hinweis: Beginne langsam und achtsam mit dieser Art der Meditation. Für die Augen ist es eine große Anstrengung und es kann unangenehm sein. Gehe langsam Schritt für Schritt und erforsche, was Dir gut tut. Ich wünsche Dir viel Spaß dabei!

Herzlichste Grüße, Deine Birgit