Yamas

7. Oktober 2020 0 Comments

Ethik und Moral – Dein Umgang mit Deiner Umwelt

Patanjali beschreibt in seinem achtgliedrigem Weg, dem Raja oder Asthanga Yoga, Yamas als erste Stufe. Es beinhaltet ethische Regeln und kann als Verhaltenskodex gesehen werden.

Der Weg zur Erleuchtung wird bestimmt durch unser Verhalten gegenüber anderen Lebewesen. Denn die Welt gehört nicht uns allein. Eine moralische Lebensweise erhöht die eigene Zufriedenheit und beeinflusst das Leben positiv. Dabei gibt es keine Ausreden, diese Regeln nicht zu befolgen. Sie sind unabhängig von den äußeren Umständen.

Das klingt relativ einfach, doch ein Leben nach den Yamas erfordert tägliche Disziplin, ständige Aufmerksamkeit und Achtsamkeit. Es lohnt sich dennoch, die Regeln zu kennen und in einem für sich selbst möglichen Maß danach zu leben.

Patanjali unterteilt die Yamas in fünf Regeln:

  1. Ahimsa (= Nicht-Gewalt)
    Dies meint einen wohlüberlegten, wohlwollenden Umgang mit allen Lebewesen und mit sich selbst. Es bedeutet Gewaltlosigkeit, Freundlichkeit und Rücksichtnahme in Gedanken, Worten und Taten. Viele Yogis ernähren sich deshalb vegetarisch/vegan.
    Alltagstipp: Beginne bei Dir selbst und verzichte auf alles, was deinem Körper und Deiner Seele schadet.
  1. Satya (= Wahrhaftigkeit)
    Dies meint, dass stets die Wahrheit gesprochen werden soll. Allerdings ist zu beachten, was wie gesagt wird, um niemanden zu verletzen und gegen Ahimsa zu verstoßen. Es ist ein bewusster Umgang mit Gedanken und Worten, anderen und sich selbst gegenüber. Ehrlichkeit, Aufrichtigkeit, Treue und Loyalität sind wichtige Attribute von Satya.
    Alltagstipp: Beginne bei Dir selbst. Belüge Dich nicht, gestehe Dir deine Fehler ein, lobe Dich.
  1. Asteya (= Nicht-Stehlen)
    Dies meint, sich nichts zu nehmen, was einem nicht gehört oder gegeben wurde. Dabei geht es nicht nur um Materielles, auch das geistige Eigentum anderer darf nicht als sein eigenes ausgegeben werden. Ebenso dürfen Geheimnisse oder Dinge, die im Vertrauen gesprochen wurden, nicht weiter getragen werden.
    Alltagstipp: Beginne bei Dir selbst und nimm nur, was Dir gehört oder Du bekommst.

  2. Brahmacharya (= Selbstbeherrschung)
    Dies meint die Konzentration auf das Wesentliche. Das Leben und die Beziehungen zu Menschen und Dingen sollen so gestaltet werden, dass sie dem Streben nach Weisheit und Erleuchtung förderlich sind. Sinnesfreuden sollen den spirituellen Weg nicht beeinflussen. Oft wird Brahmacharya auch mit sexueller Enthaltsamkeit gleichgesetzt.
    Alltagstipp: Beginne bei Dir selbst und lass Deine Wahrnehmung nicht von Genussmitteln ablenken.
  1. Aparigraha(= Nicht-Verlangen nach Besitz)
    Dies meint, nur anzunehmen, was angemessen ist und nicht besitzergreifend zu sein. Auch dürfen andere nicht ausgenutzt werden. Besitz schafft oft Lasten oder Verpflichtungen, die den spirituellen Weg beeinträchtigen.
    Alltagstipp: Beginne bei Dir selbst und überprüfe, ob Du wirklich alles brauchst, was Du besitzt. Es reist sich besser mit leichtem Gepäck.

Die Yamas sind also gute Werkzeuge, um mehr Bewusstsein im Umgang mit anderen Menschen zu entwickeln und zu kultivieren. Eine regelmäßige Anwendung dieser moralischen Prinzipien verbessert unsere Beziehungen – zu anderen und auch zu uns selbst. Und das ist doch absolut erstrebenswert.

„Lebt ein Mensch in vollkommener Übereinstimmung mit dem Yama, wird er niemals davon abweichen, egal welcher Berufung er folgt, an welchem Ort und zu welcher Zeit er lebt und welcher Art seine momentanen Umstände sind. So erfüllt er die höchste Stufe.“
Patanjali, Yoga-Sutra 2.31.

Herzlichste Grüße, Deine Birgit