Niyamas

18. Oktober 2020 0 Comments

Selbstdisziplin – Dein Umgang mit Dir selbst

Die zweite Stufe des Raja Yoga nach Patanjali widmet sich der eigenen inneren Beziehung und deren Klärung und Reinigung. Niyamas als Selbstreflektion stehen im Gegensatz zu den Yamas, die nach außen gerichtet sind und strebt eine kritische Auseinandersetzung mit sich selbst an.

Patanjali definiert die fünf Niyamas wie folgt:

  1. Shaucha (= Reinheit, Sauberkeit)
    Dies meint die körperliche Hygiene von außen und innen. Es geht darum den Körper durch Reinigung, aber auch Zuführung von gesunder Nahrung, reinem Wasser, körperlicher Betätigung und geistiger Forderung beweglich, fit und jung zu halten. Reinheit und Ordnung gilt es auch in der Umgebung zu halten, also in der Wohnung, am Arbeitsplatz etc. Durch die Bemühung um Sauberkeit soll die Anhaftung ans Materielle verschwinden und das Bewusstsein gestärkt werden, dass der Körper vor allem als Gefäß und als Mittel dient, um der Seele den Weg zu ihrer Erfüllung zu ermöglichen.

  2. Santosha (= Zufriedenheit)
    Dies meint die Erkenntnis, dass Zufriedenheit der Schlüssel zum Glück ist.
    Annehmen, was ist. Jeden so akzeptieren, wie er ist. Sich nicht vergleichen. Situationen und Gegebenheiten nicht verfluchen, sondern als Teil des Weges ansehen und als Mittel, um das zu lernen, was nötig ist. Wer den Moment als gegeben akzeptiert, erfährt das Loslassen von Sorgen und Ängsten und erkennt neue Wege und Möglichkeiten. Zufrieden sein mit dem, was man hat. Denn das Streben nach dem, was man nicht hat, macht unzufrieden und unglücklich.

  3. Tapas (= Glut, Hitze, Intensität)
    Dies meint mit Hilfe des „inneren Feuers“ den Körper gesund und fit zu halten. Asanas (körperliche Übungen) und Pranayama (Atemübungen) eigenen sich hierfür besonders gut. Und auch Achtsamkeit ist ein wichtiger Bestandteil: ausgewogene Essgewohnheiten, bewusste Körperarbeit und geführte Atmung sollen dabei helfen, Unreinheiten über die Ausscheidung, Haut und Atmung abzugeben und den Körper so von den Giftstoffen aus der Nahrung, aber auch von giftigen Gedanken zu befreien.
    Tapas meint auch, die eigene Energie in seine Taten einfließen zu lassen und das, was man tut, mit Freude zu tun.

  4. Svadhyaya (= Selbsterforschung)
    Dies meint sich selbst durch Reflexion näher zu kommen. Das eigene Denken und Handeln soll kritisch beobachtet und hinterfragt werden. So kann man z. B. während der Yogapraxis in die Haltung hineinspüren. Wie fühlt sich die Übung an? Gefällt sie mir? Warum mag ich sie nicht? Wo sind meine Herausforderungen?
    Das Lesen von alten, spirituellen Texten und das Vertiefen der Yogalehre gehören ebenso dazu. Was empfinde ich dabei? Welche Impulse werden in mir gesetzt? Was kann ich in meinem Alltag umsetzen?
    In Svadhyaya sind wir gleichzeitig Lehrer und Schüler. Wir lernen unsere Stärken und Schwächen kennen.

  5. Ishvara Pranidhana (= Hingabe, Gottvertrauen)
    Dies meint die Hingabe zu Gott oder dem Universellen (oder wie auch immer Du die Schöpfung definieren magst). Es bedeutet, sich einer Sache voll und ganz zu widmen und alles andere loszulassen. Sich von Ängsten und Zweifeln zu befreien und voller Konzentration an eine Aufgabe zu gehen, im Vertrauen, dass es der richtige Weg ist und man getragen wird. Die Hingabe öffnet den Weg zur Erleuchtung.

Die Yamas und Niyamas eignen sich zusammen als Werkzeug zur Überwindung des negativen Geistes. Sie stärken den neutralen Geist und verhelfen zu Klarheit und Reinheit mit sich und mit der Umwelt.

„Tiefe Zufriedenheit in allem erzielt unvergleichbares Glück.“
Patanjali, Yoga-Sutra 2.42.

Herzlichste Grüße, Deine Birgit