Pranayama

12. November 2020 0 Comments

Atemübungen – Dein Umgang mit Deinem Atem

Die vierte Stufe des Raja Yoga nach Patanjali befasst sich mit der Wissenschaft des Atems und der gezielten Lenkung und Verteilung der Prana-Energie im Körper.

Prana“ bedeutet absolute Lebenskraft oder universelle Lebensenergie und deren Manifestation in unserem Körper. Ohne Prana können wir nicht existieren. Es verbindet das Grobstoffliche mit dem Feinstofflichen, das Irdische mit dem Himmlischen. Prana fließt automatisch, kann aber auch bewusst gelenkt werden. Eine Ausdrucksform und der Träger dieser Lebensenergie ist der Atem.

Ayama“ bedeutet so viel wie Ausdehnung oder Kontrolle.

Pranayama“ bedeutet also die bewusste Ausdehnung und Kontrolle der Lebensenergie.
Diese Methode, auch „Breathwork“ genannt, fördert die Gesundheit und Vitalität, vertieft und variiert Gefühle, lenkt die Stimmung, erhöht die Konzentration und schafft Verbundenheit.

Atemübungen findet man in nahezu allen Yogastilen. Sie dienen dazu, die Meditation zu intensivieren, Körperstellungen zu erleichtern und die Kontrolle über Körper und Geist zu erlangen. Denn eine bewusste, achtsame Atmung schafft eine Harmonisierung von Körper und Geist. Das Erlernen der Atemsteuerung ist eine notwendige Vorbereitung auf den meditativen Zustand der Stille, der uns bis zur Glückseligkeit bringen kann.

Um das Energiemanagement Pranayama zu üben, stehen uns im Yoga verschiedene Atemtechniken mit unterschiedlichen Wirkungen zur Verfügung.

Ein kurzer Überblick über die wichtigsten und häufigsten Techniken:

Langer, tiefer Atem:
– nutzt die gesamte Lungenkapazität und lastet alle drei Lungenkammern aus (Bauch, Brust, Schlüsselbein)
– wirkt auf das parasympathische Nervensystem und sorgt für Entspannung und Ruhe
– erhöht die Pranamenge im Körper
– energetisiert und erhöht die Vitalität
– sorgt für Klarheit und Geduld

angehaltener Atem (ein- oder ausgeatmet):
– senkt oder erhöht den Blutdruck kurzzeitig

Feueratem:
– erweitert Lungenkapazität und erhöht Vitalität
– stärkt Nervensystem, Immunsystem und macht widerstandsfähiger gegen Stress
– gleicht sympathisches und parasympathisches Nervensystem aus
– stärkt Nabel Chakra

wechselnde Nasenlochatmung:
– gleicht beide Gehirnhälften aus
– wirkt erdend
– reinigt die Nadis Ida und Pingala
– harmonisiert körperlich, emotional, mental
– kann stressbedingte Symptome wie Migräne lindern
– links ein, rechts aus = beruhigt
– rechts ein, links aus = aktiviert, schafft Klarheit, Konzentration

Sitali Pranayama:
– kühlt und entspannt und hält dabei gleichzeitig wach und klar
– fiebersenkend, angstlösend

unterteilter Atem:
– 4 Teile ein, 1 Teil aus = heilend, energetisierend, erhebend
– 4 Teile ein, 4 Teile aus = klärend, belebend
– 8 Teile ein, 8 Teile aus = beruhigend, zentrierend
– 8 Teile ein, 4 Teile aus = fokussierend
– 4 Teile ein, 8 Teile aus = beruhigend, lösend, loslassend

Beachte, dass der Geist der Atmung folgt. Wähle ich eine belebende, aktivierende Atemform, wird mein Geist belebt und aktiviert. Wähle ich eine sanfte, beruhigende Atemform, ermögliche ich es meinem Geist zu entspannen und herunterzufahren.

Pranayama lässt sich sehr vielseitig und variabel in der Yogapraxis anwenden:
Als Übung oder Meditation für sich allein gestellt, in Verbindung mit einer Asana, als Entspannungsform oder beim Breathwalk.

Bei dieser für lange Zeit geheimen Lehre bedarf es ein regelmäßiges Üben, um die Wirkung nach und nach zu beschleunigen und zu vertiefen. Wichtig ist vor allen Dingen, nicht ins paradoxe Atmen zu fallen. Beim Einatmen soll sich die Bauchdecke heben, beim Ausatmen wieder senken. Passiert das anders herum, nimmst Du zu wenig Prana auf und es kann zu Schwindel oder Hyperventilation kommen. Sei deshalb beim Üben besonders achtsam und aufmerksam und lass Dich gerade am Anfang von einem Lehrer, einer Lehrerin anleiten.

Ich wünsche Dir tiefe Atemzüge, um Dich heute durch den Tag zu tragen!

„Die stetige Praxis von Pranayama verringert Blockaden im Geist, die uns an einer klaren Wahrnehmung hindern.“
Patanjali, Yoga-Sutra 2.52.

Herzlichste Grüße, Deine Birgit