Dhyana

28. Dezember 2020 0 Comments

Meditation

Die siebte und vorletzte Stufe des Raja Yoga nach Patanjali beschreibt den Zustand der wahren Meditation.

Bei uns im Westen wird häufig schon die sechste Stufe, Dharana, als Meditation verstanden und bezeichnet. Hier geht es um die Bündelung der Gedanken auf einen bestimmten Punkt.
Doch Dhyana geht noch tiefer. Der Zustand der Meditation kann sofort erreicht und nicht mehr von außen unterbrochen werden. Eine Neutralität des Geistes stellt sich ein, fast schon ein Abschalten und Loslösen vom Außen und vom Alltag. Um in die Gedankenleere zu kommen bedarf es keiner Hilfestellungen oder Kraftaufwendungen. Es ist keine Meditationshaltung nötig, der Zustand kann immer und überall eingenommen werden.

Dhyana kann als reine Beobachtungsposition erklärt werden. Das menschliche Ego und die Gedanken werden zurückgelassen. Es findet keine Beurteilung mehr statt. Die Dualität verschwindet. Zeitlosigkeit und eine kosmische Verbundenheit stellen sich ein.

Zur besseren Verständlichkeit ein kleines Beispiel:
Du nimmst Dir bewusst Zeit für eine Meditationsübung mit einem Mantra. Dafür setzt Du Dich in Deine Meditationshaltung mit einem entsprechenden Mudra und kommst in die Stille. Du konzentrierst Dich erst einmal auf Dich und Deinen Körper. Du nimmst Dich wahr, spürst Dich wie Du sitzt und wie es Dir geht. Dann fokussierst Du Dich auf Deine Atmung und lässt sie lang und tief werden. Schließlich beginnst Du Dein Mantra zu rezitieren oder zu chanten. Du hörst auf die Worte, den Rhythmus oder den Klang Deiner Stimme. Du bist in Dharana.

Irgendwann beginnt alles zu fließen. Das Mantra wiederholt sich von alleine, die Worte kommen ohne Dein Zutun. Du nimmst die Umgebung nicht mehr wahr. Keine Gedanken oder Emotionen kreuzen Deinen Geist. Dein Zeitgefühl spielt keine Rolle mehr. Du befindest Dich im Flow, ganz leicht und selbstständig. Jetzt hast Du Dhyana erreicht.

Auch hier ist Übung und Wiederholung der Schlüssel. Nur durch ständiges Trainieren können die Stufen nach Patanjali erreicht und gemeistert werden. Sei nicht zu streng mit Dir. Jeder hat ein eigenes Tempo, eigene Präferenzen und Bedürfnisse. Du entscheidest.

Dhyana kann wunderschön sein. Es lohnt sich, den Weg dorthin zu gehen. Selbstverständlich klappt es nicht immer und gerade zu Hause im Familienalltag tritt der Zustand vielleicht nicht sehr häufig ein, wenn gerade viel Leben drum herum passiert.
Doch das macht Yoga aus. Integriert in den Alltag. Eine Lebensart. Ein Umgehen und Miteinbeziehen von allen Ebenen. Wie wunderbar!

 „Erreicht der Gedankenstrom einen einheitlichen Fluss, so ist Meditation möglich.“
Patanjali, Yoga-Sutra 3.2.

Herzlichste Grüße, Deine Birgit